Take Me and Make It Happen
Über How-to Bücher in Glasgow und Wolfenbüttel
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und Arts & Humanities Research Council (AHRC) im Förderformat UK-German Funding Initiative for the Humanities Beteiligte Einrichtungen: University of Glasgow Library, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Laufzeit: Mai 2024 – April 2027
Wenn sich Kochlöffel und Hammer kreuzen und
von einem Fragezeichen umschlungen werden....
Hammer und Sichel sind out. Hammer und Löffel auch? Keineswegs! Unser Sinnbild steht für praktisches Wissen, für die Probleme des Alltags und gleichzeitig für deren Bewältigung. Wie mache ich Seife? Wie färbe ich Textilien? Welche Zutaten brauche ich für eine wirksame Medizin? Wie mache ich Bodenschätze ausfindig und wie fördere ich sie zu Tage? Wie bereite ich Lebensmittel so zu, dass sie ebenso schmackhaft wie bekömmlich sind? Kaum etwas signalisiert mehr die Abkehr von seelischen Grundsatzfragen als das pragmatische, aber auch spitzbübische `How to´ als Ausweg aus allen misslichen Lebenslagen. How-to-Fragen halten die Gesellschaft am Laufen und haben die Zivilisation vorangetrieben und verfeinert - von der Handaxt bis zum Smartphone. Das zugehörige Medium ist das der Ratgeber, Anleitungen und Rezepte, kurzum: ein Dauerbrenner der Menschheit, von den Handschriften der Spätantike bis zu den YouTube-Videos unserer Tage.
How-to Bücher überschwemmten den Buchmarkt im 16. und 17. Jahrhundert - über Destillation, Medizin, Färben, Kosmetik, Glasherstellung, Keramik, Metallurgie und viele andere Themen. Drucker und andere vielfältig interessierte Laien machten Fachwissen auf möglichst eingängige Weise einem breiten Publikum zugänglich, kleine Bücher wurden zu Bestsellern, sie wandten sich direkt an Nutzer und Nutzerin, sies chienen ihnen zuzurufen: Take Me and Make It Happen!
Zwei berühmte Bibliotheken haben sich zusammengetan, um diese unscheinbare Buchgattung aus der Versenkung zu holen: Die University of Glasgow Library (UoGL) und die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (HAB). Zu den Sondersammlungen in Glasgow gehört auch die Ferguson Collection, die wohl weltweit beste Sammlung praktischer Wissensliteratur aus der frühen Neuzeit. Diese wird im Lichte der ergänzenden Bestände aus Wolfenbüttel näher analysiert. Wie lernt man praktische Fertigkeiten aus einem Buch? Warum waren solche Traktate so beliebt, wer nutzte sie und wie, stellen diese Bücher überhaupt eine klar definierte Gattung dar? - Diese Fragen werden im Mittelpunkt der Diskussionen stehen.
Diskussionen und Ergebnisse des Kooperationsprojekts werden während der Projektlaufzeit kontinuierlich über den gemeinsamen Blog „Tracts for Action“ dokumentiert. Weitgehend vergessene Traktate aus der Sammlung Ferguson werden ebenso kompetent wie ansprechend ans Licht gebracht und alte Drucke aus Glasgow und Wolfenbüttel treten in einen Dialog (Tandemprinzip).
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – „Eigene Stelle“
Laufzeit: Oktober 2016 – Juni 2022
Standort: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Forschungsergebnisse erscheinen im Frühjahr 2025 bei Matthes&Seitz unter dem Titel "Alchemie und Augenschein. Eine Wissens-und Mediengeschichte."
Ziel des in Wissens-, Bild- und Mediengeschichte verorteten Projekts Bilder aus der Phiole. Untersuchungen zur Bildsprache der Alchemie ist es, auf Grundlage von Phiolenbildern die Motiventwicklung einer dynamisch aufgeladenen Figur nachzuzeichnen und am Beispiel von Titelbildern einen systematischen Überblick zur Spannweite alchemischer Visualität zu geben. Die Forschung bezieht sich auf gut zwei Jahrhunderte – von Ende des 15. bis Anfang des 18. Jahrhunderts.
Das Wissen der Alchemie ist oft durch Bilder vermittelt worden. Ihr argumentatives Potenzial soll am Beispiel von zwei Bildtypen ausgelotet werden:
a) Mit dem Buchdruck verbreitet sich auch für Druckschriften der Alchemie die graphische Gattung des Titelbildes. Als öffentlichkeitswirksames Werbebild soll die Typenvielfalt derartiger Bilder erfasst und analysiert werden.
b) Die Bildsprache der Alchemie findet im Motiv der Phiole als Schaubühne der Transmutation ein aussagekräftiges Konzentrat, das der Rahmung eines hochgradig dynamischen Prozesses dient. Ausgehend von alchemischen Prachthandschriften, in denen das gläserne Gefäß als Bildapparat eine tragende Rolle spielt, soll die Motivwanderung dieses Bildtyps in Druckschriften rekonstruiert werden.
Projektveröffentlichungen:
a) im Untersuchungsfeld TITELBILD
b) im Untersuchungsfeld PHIOLENBILD
c) weitere Publikation zur ALCHEMIE/MAGIE