Die Dynamik von Fortschritt und Beschleunigung, die im
vorigen Jahrhundert immer größere Teile der Gesellschaft zu prägen begann,
forderte zum Ausgleich und zur Orientierung Aktionen der Kontemplation und des
Rückblicks heraus. Luthers Thesenanschlag von 1517, Gustav Adolfs Kriegstod von
1632, Bischof Ulrichs Rolle bei der Lechfeldschlacht von 955 oder Kilians
Märtyrertum im 7. Jahrhundert sind nur wenige Schlaglichter des konfessionellen
Gedächtnisses im 19. Jahrhundert. Das Buch deutet umfassend religiöse Feste und
sucht auf dieser Basis nach vergegenwärtigten Mythen und praktizierten Ritualen.
Es bestimmt ihren Wandel und vergleicht ihre konfessionellen Akzente.
Vornehmlich geht es um Zusammenhänge zwischen Kirchenreligion und historischem
Gedächtnis,d.h.um die konfessionelle Erinnerungskultur im Königreich Bayern.